Ich weiß garnicht mehr, wann ich zuletzt über einen Jahrmarkt gebummelt bin, wenn ich auch noch so angestrengt nachdenke, es will mir nicht einfallen. Sicher war es mit den Kindern und ganz sicher wollte die Jüngste einen dieser metallisch glänzenden Luftballons haben. Aber zuerst Karusell fahren und Entenangeln, Loseziehen, Eis schlecken, Pfeile werfen und Schmalzgebäck essen und, und, und . . .
Viele Jahre ist es her doch beim Bummel über den Jahrmarkt kam mir heute einiges wieder in den Sinn : die strahlenden Gesichter beim Karusellfahren, die Freude über einen Trostpreis beim Dosenwerfen oder Loseziehen, die vom Schmalzgebäck klebrigen Finger, das auf den Boden geklatschte Sahneeis, die Angst, eins der Kinder im Trubel zu verlieren und der Gasluftballon, der es nicht bis nach Hause schaffte sondern kurz vor der Haustüre zerplatzte.
Und ich denke noch weiter zurück und krame meine einzigste Kindheits- jahrmarktserinnerung heraus : kleine, schlichte, in rotes Cellophan verpackte Lebkuchenherzen. Vorne drauf klebte eine Oblate, meißtens ein Junge oder ein Mädchen in herzförmigen Blumenrahmen. An manchen dieser roten Herzen baumelten kleine Püppchen, diese waren natürlich teurer als die ohne und ich weiß garnicht mehr, ob ich jemals so eins mit Püppchen bekam.
Auch heute hielt ich Ausschau nach ihnen obwohl es sie schon seit ewigen Zeiten nicht mehr gibt. Jetzt gerade, wo ich darüber schreibe, kommen mir die Tränen, Tränen über die verloren gegangenen Lebkuchenherzen meiner Kindheit . . .
Angelika