Manchmal scheint Stille geradezu greifbar, ganz besonders die eines Sonntag- morgens. Die Welt um mich herum versunken im Dornröschenschlaf; kein Auto rast über den Moordamm, kein Trecker rattert durch die Wiesen, kein Mäher brummt, keine Säge keischt. Es bellt kein Hund in der Ferne und kein Hahn kräht auf dem Mist.
Stille herrscht, ja, sie herrscht tatsächlich, sie übt eine faszinierende Macht auf mich aus; ich neige nicht dazu Lärm zu machen aber die erhabene Stille eines frühen Sonntagmorgen hält mich an leise zu sein und zu lauschen auf die Welt die zu schlafen scheint.
Auf den Weiden und Feldern allerdings, da schläft niemand mehr; der Raben- vogel putzt sein schwarzes Gefieder, der Rehbock äst auf der Wiese und die Rinder käuen bereits gemächlich wieder. Der Turmfalke späht wachsam in die Runde und Enten setzen zur Landung auf die Weide an.
Ich bewege mich langsam und leise, trotzdem, für die Tiere bin ich ein Störenfried. Taufeucht glitzernde Spinnengewebe, schwerelose Stille mit einem Hauch von Duft und Licht gesponnen. Hier bin ich nur ein Gast und mit meinem Fahrrad, der Kamera, dem Stativ und dem Fernglas trolle ich mich bevor der Nebel sich lichtet und überlasse den Tieren ihre Sonntagmorgenstille.
Angelika
Tiere in den Wümmewiesen