Es ist immer derselbe Weg durch die Wümmewiesen aber es ist nie der gleiche; auch heute radelte ich die gewohnte Strecke entlang der Gräben und Wiesen Richtung Wümme aber die Natur hatte sie auf´s neue verwandelt, verzaubert. Das gleißende Licht der Abendsonne ließ die Ähren der Gräser wie Fackeln erstrahlen. Eine Vielzahl von Wild- und Heilpflanzen säumten auf beiden Seiten den Weg; einige kannte ich mit Namen : Mädesüß, Beinwell, Kamille, Baldrian, Wegdistel, Wiesenkerbel, Geißraute . . . was für eine Vielfalt und jede Pflanze für sich wunderschön. Mein Blick hing förmlich im blühenden Saum am Weges- rand, immer wieder entdeckte ich etwas neues, weitere Schönheiten, etwa die leuchtenden Blütenstände von Rainfarn, Wasserdost und Lungenkraut.
So radelte ich der Abendsonne entgegen. Es duftete nach Heu, auf den gemähten Wiesen suchten einige Raben nach ihrem Abendessen, auf den Weiden grasten Kühe. Ein Bauer ratterte auf seinem Trecker vorbei, wir nickten uns freundlich zu denn auf dem Land wird gegrüßt wenn man sich begegnet. Dann war ich wieder der einzigste Mensch weit und breit. Und ich war glücklich. Glücklich darüber, dieses alles mit allen Sinnen wahrnehmen zu können. Glücklich darüber, am Leben zu sein und zu spüren : das Leben ist schön !
Fast hätte ich meine Freude darüber in den Abendwind gerufen aber ich habe mich nicht getraut. Und auf die Lautstärke kommt es schließlich nicht an wenn jede Faser in mir vor Glück fast zerspringt, Glück geht auch leise !
Auf dem Rückweg hatte ich die Sonne und den Wind im Rücken und der Weg, der war immer noch derselbe aber nicht mehr der gleiche . . .
Angelika