Mein Fahrrad steht immer fahrbereit neben meinem Auto im Carport aber viel zu oft nehme ich das vierrädrige Vehikel um mich bequem fort zu bewegen. Sei es aus Zeitgründen oder weil es etliches zu transportieren gibt, weil es regnet oder die Sonne zu heiß scheint, weil die Wegstrecke zu weit oder die Bequem- lichkeit zu groß ist; Gründe aus denen ich es vorziehe mit dem Auto vom Hof zu rollen statt mich auf`s Fahrrad zu schwingen gibt es so viele wie Speichen an meinem Rad.
Und es war mir nie bewußt, daß Fahrrad fahren etwas ist, worum mich jemand beneiden könnte bis meine Schwester es mir eines Tages offenbarte. Wegen ihrer MS- Erkrankung kann sie schon lange nicht mehr mit dem Rad fahren und dabei würde sie es so gerne einmal wieder tun. Sie vermißt das Gefühl, selbständig unterwegs zu sein und dabei den Wind in den Haaren, den Fahrtwind auf der Haut zu spüren. Durch die Natur zu radeln mit dem Gefühl, ein Teil von ihr zu sein. Den Duft der gemähten Wiese, das Wogen des Getreide- feldes im Vorbeifahren wahrzunehmen, von zwei Kohlweißlingen ein Stück begleitet . . .
Seither begleitet mich beim Fahradfahren ein dankbares Bewußtsein für das Glück dieses überhaupt nicht selbstverständlichen Augenblicks von Freiheit und Naturverbundenheit. Es würde mir so sehr fehlen wie es meiner Schwester jetzt und schon so lange fehlt und ich möchte mir einmal mehr diese Freude bereiten und einfach nur fahren, fahren, fahren . . .
Angelika