Dienstag, 27. Oktober 2015

Hereinspaziert



Meine kleine Schwester kennt die schönsten und magischsten Orte in Bremen zu denen ganz besonders die Friedhöfe gehören und als sich heute Mittag der Hochnebel lichtete, die Oktobersonne ihr mildes Licht über die Stadt ergoß und alle Bäume augenblicklich in allen nur denkbaren gold-gelb-rot-Tönen erstrahlten, entführte sie mich, ganz spontan, an so einen zauberhaften Ort : an den See des Riensberger Friedhofes. Nachdem wir durch das große Tor am alten Krematorium getreten waren befanden wir uns scheinbar in einer anderen Welt; vor uns in einer Senke lag still der See von leuchtenden Bäumen gesäumt. Bäume, riesige Bäume, uralte Bäume, erhrfurchteinflößende Baumwesen durch deren Kronen die tiefstehende Herbstsonne wahrhaftig strahlte. Verschlungene Wege, steinerne Brücken, monumentale Mausoleen, verwitterte Grabsteine auf alten Gräbern, letzte Ruhestätten auf deren Grabsteinen schon ein Name gemeißelt und noch Platz für einen weiteren gelassen war . . . 
Und über allem der Duft von Laub, Erde, Sonnenlicht und der Frieden der diesen Orten so eigen ist; wie überaus erhebend  der Gedanke hier begraben zu sein, wie tröstlich zu spüren, daß es Orte gibt an denen der Tod, vom Leben umgeben, seinen Platz hat. 
Auf einer Bank sitzend schauten wir auf den See, ließen uns von der Sonne bescheinen die langsam hinter den Bäumen versinken wollte.  Eine alte Dame gesellte sich zu uns, sie lief jeden Tag diesen Weg um den See. 
Dann wurde es Zeit, den Rückweg anzutreten; noch einige stimmungsvolle Fotos vom See und Detailaufnamen von knorrigen Baumstämmen, noch einmal mit den Füßen durchs Laub geschlurft, über die Brückenbalustrade lehnend auf das glitzernde Wasser geschaut, in die sonnigen Baumkronen geblinzelt und dann, durch das Tor, zurück in die profane Welt, in den garnicht so magischen Alltag den wir für eine kleine Ewigkeit hinter uns gelassen hatten . . . . Danke Schwesterherz für diesen wundervollen Ausflug !



Angelika