Die besten Partys finden bekanntlich in der Küche statt, wo sonst ist es derart behaglich und Herd und Kühlschrank so verführerisch nah, wo sonst darf gegessen, geraucht, geträumt und hemmungslos getratscht werden. Und weil die Küche das Herz des Hauses bzw. einer Wohnung ist und Liebe nun mal durch den Magen geht, fühle ich mich hier an langen, kalten Winterabenden besonders geborgen. So auch heute, am Heiligen Abend; gerade heute wollte ich in meiner selbstgewählten Einsamkeit nirgendwo anders sein als hier, in meiner Küche.
Vielleicht ist es das Alter und die Tatsache, daß ich es gut mit mir selber aushalte, vielleicht ist es der Wunsch nach Stille und die Sehnsucht nach dem Geist der Weihnacht, vielleicht aber wollte ich einfach nur Ruhe nach Tagen voller Umtrieb und Verpflichtungen, überfüllter Geschäfte und Straßen . . .
Ach, wahrscheinlich von allem ein wenig und ich fand von allem ganz viel in der trauten Abgeschiedenheit meiner Küche. Vergessen die nicht geschriebenen Weihnachtskarten, der nicht gebundene Adventskranz und der ins Wasser gefallene Weihnachtsmarktbummel. Vergessen auch die angebrannten Plätzchen, der akute Magen- Darm- Infekt, der empfindliche Zahn und Muttis Demenz. Dabei fühlte ich mich mit all denen die ich liebe innig verbunden was sicher auch daran lag, daß sie sich via whats app direkten Zugang zu meiner Küche und somit auch zu meinem Herzen verschafften . . .
So fand mein Heilig Abend in diesem Jahr in der Küche statt mit Tannenbäumchen, schönen Erinnerungen, gutem Buch, heißem Kakao und duftenden Bratäpfeln; ich will mal schauen, ob noch etwas von der Vanillesoße übrig ist und vielleicht beiße ich dem Schokoladenweihnachtsmann gleich noch den Kopf ab . . .
Angelika