Sonntag, 24. Dezember 2017

Weihnachten in der Küche


Die besten Partys finden bekanntlich in der Küche statt, wo sonst ist es derart behaglich und Herd und Kühlschrank so verführerisch nah, wo sonst darf gegessen, geraucht, geträumt und hemmungslos getratscht  werden. Und weil die Küche das Herz des Hauses bzw. einer Wohnung ist und Liebe nun mal durch den Magen geht, fühle ich mich hier an langen, kalten Winterabenden besonders geborgen. So auch heute, am Heiligen Abend; gerade heute wollte ich in meiner selbstgewählten Einsamkeit nirgendwo anders sein als hier, in meiner Küche. 

Vielleicht ist es das Alter und die Tatsache, daß ich es gut mit mir selber aushalte, vielleicht ist es der Wunsch nach Stille und die Sehnsucht nach dem Geist der Weihnacht, vielleicht aber wollte ich einfach nur Ruhe nach Tagen voller Umtrieb und Verpflichtungen, überfüllter Geschäfte und Straßen . . .
  
Ach, wahrscheinlich von allem ein wenig und ich fand von allem ganz viel in der trauten Abgeschiedenheit meiner Küche. Vergessen die nicht geschriebenen Weihnachtskarten, der nicht gebundene Adventskranz und der ins Wasser gefallene Weihnachtsmarktbummel. Vergessen auch die angebrannten Plätzchen, der akute Magen- Darm- Infekt, der empfindliche Zahn und Muttis Demenz. Dabei fühlte ich mich mit all denen die ich liebe innig verbunden was sicher auch daran lag, daß sie sich via whats app direkten Zugang zu meiner Küche und somit auch zu meinem Herzen verschafften . . . 

So fand mein Heilig Abend in diesem Jahr in der Küche statt mit Tannenbäumchen, schönen Erinnerungen, gutem Buch, heißem Kakao und duftenden Bratäpfeln; ich will mal schauen, ob noch etwas von der Vanillesoße übrig ist und vielleicht beiße ich dem Schokoladenweihnachtsmann gleich noch den Kopf ab . . .  

Angelika



 






Montag, 4. Dezember 2017

DIY Nikolausstiefel

 


Die Idee ist nicht neu und sie hätte auch von mir kommen können: ich nehme eine ausgediente Jeanshose, schneide daraus für jeden Nikolausstiefel zwei identische Teile in Stiefelform zu und appliziere darauf, vor dem Zusammen-nähen, Flicken in Herz- oder beliebig anderer Form. Dann durchsuche ich meine Bänderschachtel nach Resten von Borten, Spitzen und Litzen und verziere damit den Stiefelschaft und die Stiefelspitzen. 




Das geschieht, ebenso wie das Zusammennähen, in kleinen Zickzackstichen mit der Nähmaschine und am besten so richtig schön shabby ! Das heißt, ich vergesse alles, womit mich meine Handarbeitslehrerin früher gequält hat und nähe munter drauf los ohne zu Säumen, zu Heften oder gar die Fäden zu vernähen. Shabby ist wunderbar für Menschen wie mich die entweder ihr Lesebrille nicht finden oder die weder Geduld noch Fingerfertigkeit besitzen um pingelig genau zu arbeiten. Einfach machen ohne viel und lange zu planen und zu überlegen, einfach loslegen weil´s Spaß macht. Es erinnert mich ein wenig daran, wie unbefangen ich als Kind an die Dinge heranging; heutzutage stehe ich mir mit meinem Perfektionismus oft selbst im Weg. 

Das Verzieren macht besonders viel Freude und darf, je nach dem wie groß der Fundus ist und wieviel Zeit zur Verfügung steht, gerne etwas üppiger ausfallen.




Zwischendurch betrachte ich zufrieden meine Werke bei einer Tasse Kaffee, es ist schon erstaunlich, wie entspannend kreatives Schaffen sein kann wenn man es ohne Zeitdruck und völlig selbstvergessen tun kann. 

Zum Schluß erhält jeder Stiefel eine Schlaufe zum Aufhängen und je nach Lust und Laune Schleifen und kleine Glöckchen an dünnen Bändern; diese klingeln leise sobald man mit der Hand in den Stiefel greift um daraus etwas Süßes zu stibitzen.  

Angelika
                                               

 
Farbenfrohe Näharbeit



Freitag, 1. Dezember 2017

Lichtgestalt



Als Lucia vor zwei Jahren zu mir kam, waren die Taschen ihres Shabby-Kleides prall gefüllt; sie zog an einem kalten Adventssonntag bei mir ein, nahm Raum in meiner Wohnung und in meinem Herzen denn es fällt leicht jemandens Herz zu erobern mit einem verschmitzten Lächeln und liebevollen kleinen Geschenken. So hatte sie ein leichtes Spiel mit mir und nur zu gerne ließ ich mich an jedem Morgen im Advent von ihr überraschen . . . 

Lucia verbringt die Zeit von Januar bis Ende November in einem Koffer hoch oben auf dem Schrank, gleich bei dem Tannenbaumschmuck und den Lichter- ketten. Pünktlich zum Advent hat sie nun ihren angestammten Platz wieder eingenommen, das Kleid, so gut wie möglich glattgestrichen und mich erwartungsvoll angelächelt. 

Die Taschen ihres Kleides sind leer und es macht keinen Sinn, dass ich sie selber mit Süßigkeiten fülle um diese an jedem neuen Vorweihnachtsmorgen zum Naschen heraus zu holen . . . 

Aber ich will Lucias Taschen füllen, nicht alle auf einmal sondern an jedem Tag bis Weihnachten eine. Ich will sie füllen mit dem was der Tag mir schenkt; 24 Tage, 24 Taschen und am Ende eines jeden Tages möchte ich etwas in das jeweilige Täschchen tun, etwas, das ich von diesem Tag zurückbehalten habe, etwas, das mich daran erinnert was ich Schönes getan oder erlebt habe. Vielleicht sind es ganz kleine Dinge wie ein Stein, gefunden auf dem Weg nach Haus oder ein Lebkuchenmann, selbstgebacken und schön verpackt. Vielleicht eine Postkarte mit einem Gruß von jemandem der an mich denkt oder ein paar Zeilen die ich selbst an mich schreibe. Ja, diese Idee gefällt mir, ich fülle Lucias Taschen mit den Überraschungen die mir das Leben schenkt denn gerade jetzt, in der dunkelsten Zeit des Jahres, ist es gut, sein Augenmerk auf das zu lenken was wohl tut und schön ist; in diesem Sinne wünsche ich genügend Zeit für ganz besonders zauberhafte Vorweihnachtserlebnisse.


Angelika


Morgenrot, Blick aus meinem Küchenfenster