Leider habe ich kein Vorher-Foto gemacht aber mit ein wenig Phantasie stelle man sich diesen entzückenden Organizer dunkel-peddigrohrfarben vor.
Ich erstand das schäbig und reizlos wirkende Relikt aus frauen - und friedensbewegten Zeiten für 1 € auf dem Flohmarkt und war mir ziemlich sicher, daß sich mit ein wenig weißer Farbe aus dem häßlichen Utensil ein hübsches Wohnaccessoire im Landhausstil zaubern läßt. Ich habe mir nicht einmal die Mühe des Vorstreichens gemacht sondern bin gleich mit weißer Sprühfarbe ans Werk gegangen. Das karierte Schleifenband als Aufhänger und Verzierung und - taaadaaa - schon hing dieser nützliche Ordnungshelfer bei mir an der Wand.
Angelika
Als heute Nachmittag doch noch die Sonne heraus kam, hielt mich nichts mehr im Hause. Ich schwang mich auf meinen Drahtesel, ließ den Bürgerpark links, die Universität rechts liegen und radelte entlang des Kuhgrabens Richtung Blockland. Hier schlängelt sich die Wümme durch saftige Weiden und feuchte Wiesen. Die Deichstraße ist ideal zum Radfahren, von dort oben schweift der Blick über die unvergleichliche Landschaft der Wümmeniederungen; Wiesen, Äcker, Entwässerungsgräben und die Wasserschleifen der Wümme so weit das Auge reicht. Und über allem spannt sich der hohe, norddeutsche Himmel.
Ich fuhr und fuhr und hinter jeder Biegung, nach jeder Wegschleife bot sich mir ein neuer, schöner, grün-blauer Blick. Gartenlokale und Cafe`s luden zum Verweilen ein; unter bunten Sonnenschirmen konnte man sich an Erfischungen laben oder gute Hausmannskost genießen. Oder auch, so wie ich, Schutz finden vor einem Platzregen. Als der vorüber war riß der Himmel wieder auf und im Schein der letzten Abendsonnenstrahlen radelte ich nach Hause zurück.
Angelika
Bei meinem Flohmarktbummel heute früh wollte so recht nichts mit, ein kleiner Plastikengel hier und ein winziger Porzellankrug da (beides für mein Puppenhaus). Vielleicht lag es am bedeckten Himmel oder daran, das ein frischer Wind um die Stände blies, so daß ich immer Ausschau hielt nach einem Schal weil mir um den Hals herum ziemlich kalt war.
Dann fiel mein Blick auf dieses Bild und ohne auch nur in Erwägung zu ziehen, daß ich es mir von meinem Flohmarkt - Budget leisten könne, fragte ich den Händler nach seinem Preis. Ich konnte, handelte den Preis sogar noch ein paar Euro runter, klemmte mir, zufrieden über meinen Kauf, den goldgerahmten Kunstdruck unter den Arm und machte mich auf den Heimweg.
Nun hängt dieses wunderschön kitschige Bild am Fußende meines Bettes.
Einer Huldigung des sinnesfrohen Lebens gleich stimmt die träumerisch Szene, ihr Licht, ihre Farben, mich heiter - wann immer ich es betrachte . . .
Angelika
Obwohl mein Umzug nun schon eine ganze Weile zurück liegt, gibt es immer noch Kartons die ich noch nicht ausgepackt habe. Wiedersehensfreude überkam mich, als ich heute in einer Kiste diese kleine Schublade entdeckte in der ich die Postkarten des vergangenen Jahres gesammelt habe. Dabei fiel mir die spontane Bastelaktion von meiner Freundin und mir ein; ruckzuck war das kleine Holzschublädchen angemalt und von innen mit farblich passendem Papier ausgekleidet, rundherum klebte ich eine Spitzenborte aus meiner Restekiste . Für die Vorderseite wählte ich ein Oval aus gemustertem und ein Bogenoval aus weißem Tonpapier als Label das auch ohne Beschriftung prima auskommt. Zwei kleine Schleifen und ein winziger Anhänger gaben dem Holzkästchen eine romantisch verspielte Note.
Ich habe mir natürlich die Zeit genommen ein wenig in dem Schatzkästchen zu stöbern; viele der Karten sind einfach zu schön um sie weg zu werfen und beim Lesen kamen mir viele Begebenheiten und Erinnerungen an liebe Menschen in den Sinn. Und ich bekam Lust, selber auch mal wieder ein paar Karten zu schreiben - in welche Umzugskiste hatte ich sie nur verstaut . . . ?
Angelika
