Montag, 27. Juni 2016

Gebet beim Kaffeetrinken




Irgendwie, Gott,
mag ich es sehr gerne,
mit einem Becher Kaffee 
in meinen Händen zu beten.

Ich glaube,
daß die Wärme der Tasse mich tröstet
und zu mir darüber spricht,
wie warm deine Liebe ist.

Ich halte den Kaffeebecher an meine Wange
und höre  -  behutsam und still.
Ich puste auf den Kaffee und trinke.

Oh, heiliger Geist,
blase über mein kleines Leben
und laß mich aus deinem großen Leben trinken. 

Amen

>Verfasser unbekannt <


Dieses Gebet begleitet mich schon etliche Jahre, ich mag das Bild welches die Worte entstehen lassen, mag seinen Sinn, ich mag wofür es steht. Ich finde mich darin wieder und könnte es mit eigenen Worten nicht treffender zum Ausdruck bringen. Aber fast immer will der Kaffee getrunken sein ohne Andacht oder Muße, oft schlürfe ich ihn einfach und bin mit meinen Gedanken schon bei dem was als Nächstes ansteht. Oder es wird geredet, diskutiert, getratscht, gewerkelt, gelacht oder gekuschelt beim Kaffeetrinken, alles gute Gründe nicht zu beten denn das Leben selbst ist oft mehr als ein Gebet.

Doch wenn ich zur Ruhe komme mit einem Becher Kaffee in der Hand, mich auf Gott besinne und Dankbarkeit empfinde für mein Leben, dann kommen mir diese Worte in den Sinn und wie von selbst werden meine Gedanken beim Kaffeetrinken zum Gebet . . .  

Angelika







 

Sonntag, 19. Juni 2016

Verschenke den Tag . . .




. . . du kannst ihn ohnehin nicht mitnehmen !

Ich verbringe gerne Zeit mit Mutti, mit ihren 83 Jahren ist sie, Gott sei Dank, recht gut zu Wege; ohne schwerwiegende gesundheitliche Einschränkungen kommt sie immer noch ganz gut alleine zurecht. Nun gut, sie kocht nicht mehr und sie benötigt Unterstützung bei allem was Schreiberei und Terminplanung mit sich bringt, die Arbeit im Garten oder das wöchentlich Mülltonnenraus- stellen kann sie kaum mehr selbst bewerkstelligen und das Kurzzeitgedächtnis läßt, je nach Tagesform, zu wünschen übrig aber ansonsten ist sie guter Dinge, liebevoll, humorig und altersentsprechend eigensinnig. Sie freut sich wenn ich komme, schaut verschmitzt hinter der Haustüre hervor und lacht mich an wenn sie auf mein Klingeln öffnet. Aus der Küche höre ich meißt schon das Simmen ihres Wasserkochers, zwei Kaffeetassen hat sie schon bereitgestellt denn sie wußte ja, daß ich im Anflug bin da ich sie von unterwegs immer anrufe (ein Lob dem Handy :-).  

Wenn wir zusammensitzen wird geredet; sie interessiert, was ich zu berichten habe und sie erzählt von dem, was sie beschäftigt. Mutti kann es selbst kaum  glauben, daß sie nun, im Alter, vieles von dem was ihr früher wichtig war, nicht mehr interessiert und es klingt auch ein wenig Wehmut mit wenn sie von Begebenheiten erzählt an die sie sich gerne erinnert.  Und es gibt einige Themen, auf die sie fast bei jedem Besuch zu sprechen kommt; meißt sind es Erinnerungen an ihrer Kindheit in Hindenburg OS oder an Zeiten als junge Krankenschwester oder Mutter. Es scheint, als wolle sie gewisse Ereignisse durch das Erzählen vor dem Vergessen bewahren oder als erhoffe sie unbewußt, durch das Erzählen gewisser Begebenheiten, Erkenntnisse zu erlangen, Antworten auf Fragen zu erhalten . . .
Doch eigentlich ist es überhaupt nicht von Bedeutung weshalb sie sie immer wieder erzählt, wichtig ist, das sie sie erzählen kann, daß ich und mit mir auch meine Schwestern, ihr immer wieder Gelegenheit geben, das, was sie erinnert, zu erzählen, egal wie oft es noch sein wird bis, eines Tages, ihr Mund für immer schweigt. 
Aber bis dahin verbringe ich soviel Zeit wie möglich mit Mutti, jede Stunde mit ihr erscheint mir wie ein Geschenk und ich weiß, es wird kostbarer mit jedem Tag der vergeht. 

Angelika








Dienstag, 14. Juni 2016

Man nehme - oder : Pasta macht froh



Schon nach der Hälfte dieses verregneten Tages wußte ich : heute Abend brauche ich eine Portion Nudeln mit Tomatensoße ! Allein die Vorstellung stimmte mich irgendwie heiter was sicher der Tatsache geschuldet war, daß Nudeln und andere Weißmehlprodukte aus gesundheitlichen Gründen selten auf meinem Speisezettel stehen. Aber es gibt Tage, an denen brauche ich einfach eine Portion davon und heute brauchte ich Pasta !
Aus einer kleinen Zwiebel, einigen überreifen Tomaten und einem guten Schuß Tomatenketchup entstand die Soße, nein, es kamen weder italienische Kräuter noch Knoblauch dazu, lediglich eine Prise Salz und über alles der Parmesan und die Basilikumblätter  -  soooo lecker !

Jetzt noch einen köstlich duftenden Kaffee, das wäre grandios aber so spät am Abend werde ich keinen mehr trinken . . . ich nehme einfach ein Kaffeetassen- foto aus dem Archiv und wünsche eine geruhsame Nacht. 

Angelika








Sonntag, 12. Juni 2016

Laß` Blumen sprechen ...



Ich schweige gern, wenn es nichts zu sagen gibt und ich habe kein Problem mit einem leeren Blatt Papier wenn es nichts gibt was unbedingt zu Schreiben wäre, doch an dieser Stelle wird Schweigen und Leere nicht allzu gerne gesehen; es scheint, als wäre ein regelmäßiges Lebenszeichen unerlässlich : ein Foto, einige Worte, Gedanken . . . viel muß es nicht sein aber regelmäßig ! 

Wie gut, daß es die Blumen gibt, sie verfügen über ihre ganz eigenen Ausdrucks- möglichkeiten  -  sie sprechen nicht und sagen doch so viel. Und diese Wunder- schöne, Duftende, sie läßt dich grüßen, tausendmal, von mir. Sie sagt, es geht mir gut und verspricht, ich schreib` bald wieder   -  bis dahin, meint sie, Geduld, Geduld oder  -  laß` du doch von dir hören, gerne auch durch die Blume . . . 

Angelika 









Sonntag, 5. Juni 2016

Grasgeflüster



Auch wenn es hier anders rüberkommt: mein Leben besteht nicht nur aus eitel Sonnenschein, geruhsamen Radtouren und dem Knipsen stimmungsvoller Landschaftsbilder. Mein Alltag besteht aus mehr als rot karierten Küchen- gardinen, Sonnenauf - und untergängen und meinem Fahrrad im Gegenlicht; mein Leben, das ist von allem etwas und etlichem, worüber ich einfach nichts schreiben muß weil es nicht der Rede bzw des Schreibens Wert ist. Denn was erinnerungswürdig ist, sind immer die schönen Momente im Leben; wen interessiert, daß ich es nicht schaffe, meinen neuen Personalausweis vom Stadtamt abzuholen da dieses entweder überlaufen oder geschlossen ist . . . 
Das ist definitiv keine Begebenheit, an die ich mich später einmal erinnern muß. Oder die Tatsache, daß es unter meinem Auto verdächtig klappert und ich die Werkstatt anfahren sollte bevor aus dem Klappern ein Schraggeln wird und der Auspuff auf der Straße schleift . . .  Vergiß´es, Angelika, sag ich mir . . .  aber wenn an Tagen wie diesen, die heiße Mittagsluft erfüllt ist vom Duft von gemähtem Gras und trockenem Heu, wenn die Lerche hoch am Himmel ihr fröhliches Liedchen trällert und die schönsten Gräser sich am Wegesrand im Winde wiegen, das, ja, genau das sind die Momente, die ich mir mein Leben lang bewahren möchte. 
Warum ?   Weil ich Kraft schöpfe aus den wiederkehrenden Begebenheiten und den vertrauten Eindrücken, weil sie, wie liebgewonnene Gewohnheiten und wohltuende Rituale, mein positives  Lebensgefühl stärken; wieder so ein Sommer, wieder diese Düfte, wieder die Sonne auf der Haut, wieder dieser warme Wind und wieder diese Lust auf  Eis und Meer. Natürlich sind da auch wieder diese Mücken und wieder dieser Schweiß . . . c´est la vie  -  tröstlich zu wissen, der Sommer kommt, der Sommer geht und mit ihm alles Schöne und alles nicht so Schöne.

Und wenn es einst statt Personalausweisen unter die Haut implantierte Micro- chips geben wird und ich meinen PKW gegen einen Rollator eingetauscht haben werde dann will ich mich an diesen Tag erinnern an dem ich im Heu lag, mit geschlossenen Augen in den Himmel schaute und die Sterne gesehen habe . . . 

Angelika