Montag, 30. November 2015

Landhausflair ohne Landhaus



Selten kaufe ich Zeitschriften mit Hochglanzfotos von schönem Wohnen, landlustigem Leben, zuhause Daheim oder wie sie alle heißen seit ich festgestellt habe, daß es viel schöner ist, den Blick auf das persönliche Interieur zu lenken und dieses, zur eigenen Freude, auf Fotografien festzuhalten. Diese Bilder geben mir mehr als die aufwendig inszenierten Fotos in den Zeitschriften die es darauf anlegen, beim Betrachter Bedürfnisse zu wecken und Kaufgebaren zu entwickeln die sich vielleicht von selbst niemals einstellen würden. Schlimmstenfalls sorgen sie sogar für Unzufriedenheit, darüber, daß es im eigenen Zuhause weniger gediegen ausschaut oder daß ich mir das englische Landhaus in diesem Leben wohl nicht werde leisten können. 

Ein preiswertes Stück Stoff über einen alten Tisch drapiert, Schachspiel und Bücher vom Flohmarkt, der ausrangierter Schaukelstuhl aus Töchterleins Jugendzimmer und ein Sofa, welches nur englisch anmutet  (O..., finde ich gut)   und deshalb erschwinglich war, eine solide Kaminattrappe die in einer Behinderten- werkstatt hergestellt wurde, dazu jede Menge Kerzen und Lichterketten  -  das ist der Stoff  aus dem Wohnträume wahr werden,  meine jedenfalls  :-)

Beim Fotografieren stelle ich natürlich das Blitzlicht aus, so werden im schmeichelhaftem Licht der Kerzen alle Konturen  weichgezeichnet und es entsteht ein zauberhafter Gesamteindruck der jedem Foto in einem Hochglanz- heftchen Konkurrenz machen könnte. 
Mir gefällt`s und ich fühle mich wohl  -  auch ohne englischem Landhaus !




Angelika




Sonntag, 29. November 2015

. . . und plötzlich ist wieder Advent



Es mag daran liegen, daß hier draußen die Uhren langsamer schlagen oder es ist einfach meinem Phlegma zuzuschreiben : ich habe es auch in diesem Jahr nicht geschafft, den Adventskranz rechtzeitig zum 1. Advent zu binden und aufzu- hängen. Dabei mag ich diese Tradition, pflegte sie all die Jahre als die Kinder klein waren; war manches Jahr bis tief in die Nacht hinein damit beschäftigt einen schönen Kranz zu binden und zu dekorieren um ihnen diese Advents- freude zu bereiten. 
Doch für mich alleine geht alles seinen ganz eigenen Gang, das Herbstlaub liegt noch auf dem Kaminsims, aber immerhin, ich habe eine Kerze angezündet . . . , und einen Türkranz aufgehängt . . . , und . . .   ?  Und nun überlege ich, wo ich den Weihnachtsschmuck verstaut habe und ob ich auch in diesem Jahr Lametta nachkaufen muß weil ich das alte nicht mehr finde . . . Spätestens jetzt ist klar : ich habe keinen Plan !  Advent und Weihnachten kommen zu mir immer auf ganz leisen Sohlen und in ganz kleinen Schritten und manchmal auch per Post  (Danke Ihr Lieben) ! Und so bummel ich völlig stressfrei durch die Vorweihnachtszeit, genieße mit allen Sinnen alles was so herrlich duftet und lecker schmeckt, schlender über Markt und Straßen (Bremen hat übrigens den schönsten Weihnachtsmarkt den ich kenne),  öffne jeden Tag ein Türchen vom Adventskalender und hole mir mit allem auch liebgewonnene Kindheitserinnerungen zurück.  Mit dem eigentlich christlichen Sinn von Weihnachten hat das alles wenig zu tun aber dafür brauche ich diese Rituale und Traditionen auch nicht. Ich mag sie einfach sehr und bis zum Weihnachtsfest bleiben mir ja noch 25 lange Tage . . .  (ich darf morgen nicht vergessen, die Gans beim Bauern zu bestellen).



 Angelika






Freitag, 27. November 2015

Shades of grey



Wenn ich jeden Monat des Jahres einer Farbe zuordnen sollte, dann wäre es das Weiß für den Januar und den Februar, Hellgrün für den Mai, Gelb für den Juli, Orange für den September und das Rot unbedingt für den Dezember. Der Oktober bekäme das Ocker, der April vielleicht das Blau. Das Braun stünde für März, für den Juni das Grün. Der August hätte die Farbe Lila und der November ganz sicher das Grau in all seinen Nuancen und seit Loriot, alias Herr Winkelmann, kenne ich derer viele : Mausgrau, Staubgrau, Aschgrau, Steingrau, Bleigrau, Zementgrau . . .  Mir fallen noch ein : Kometgrau, Silbergrau, Stahlgrau und ein sattes Schlammgrau. 

Alle erdenklichen Grauschattierungen zusammen, mit ein wenig Licht von Osten, inszenierten heute früh eine durchaus malerische Stimmung. Ich mag die Atmosphäre dieser grauen Novembertage, sie setzt ganz eigene Akzente, hebt hervor, was übers Jahr in der Eindringlichkeit der Farbenpracht mitunter unendeckt bleibt und lehrt mich zu schauen auch wenn es scheint als gäbe es in dieser vermeintlichen Eintönigkeit nichts zu entdecken.



 Angelika






Donnerstag, 26. November 2015

Heimarbeit



Wenn die Tage kürzer werden und am Abend die Dunkelheit zum Fenster herrein schaut dann ziehe ich gerne die Gardinen zu um es drinnen so richtig schön gemütlich zu haben. In der Küche hing bisher ein Provisorium, Stangen und Gardinen waren nicht wirklich schön oder zweckmäßig; es ist erstaunlich, wie lange sich diese Notlösung hielt. Doch seit die Küche frisch gestrichen wurde, war auch der Notbehelf abgebaut. Nun wurde es höchste Zeit denn ich kann die dunklen Fensterlöcher am Abend überhaupt nicht leiden.
Zwei Gardinenstangen hatte ich schon vor etlichen Tagen angebracht, seither lauerte ich auf einen günstigen Augenblick an dem ich mit dem Nähen beginnen konnte. 
Heute früh verbat ich mir in die Wiesen zu fahren um zu Fotografieren obwohl die leichte Bewölkung einen eindrucksvollen Sonnenaufgang versprach aber ich wußte, wenn ich nicht gleich am Morgen mit der Arbeit begann, dann würde heute wieder nichts aus dem schon länger aufgeschobenen Vorhaben ! Ich habe also Maß genommen, zugeschnitten, gefaltet, gebügelt, genäht, angehalten, gesäumt, aufgehängt, dekoriert und  -  taa daaa  -  fertig ! 

Die Arbeit ging mir leicht von der Hand, es war schön so ganz bei der Sache zu sein, dabei fiel mir dieses Zitat ein : "Sind die Hände beschäftigt erhebt sich der Geist über die sorgenvollen Gedanken."  Nein, ich habe keine Sorgen aber ich habe es trotzdem sehr genossen in Gedanken ganz bei dem zu sein, was ich tat. Und wie immer, wenn ich etwas geschafft habe, überkam mich dieses beglückende Gefühl tiefster Zufriedenheit. 
Es beginnt zu dämmern, der Tag neigt sich dem Abend zu und sehr bald ist es dunkel. Doch die Dunkelheit bleibt ab heute draußen, in der Küche schnurrt die Kaffeemaschine und braut mir ein letztes, köstlich duftendes Käffchen . . . 
gute Nacht für heute !



 Angelika






Montag, 23. November 2015

Land unter




Die Regenzeit, die in unseren Breiten gerne dem Winter voraus geht, hat immer auch ihre schönen Seiten : der Regen, der beständig vom verhangenen, grauen Himmel fällt, verwandelt die Wümmewiesen in ein Meer.  Und als wäre der hohe Himmel und die Weiten der Wiesen nicht schon einzigartig genug, lassen diese Wassermassen weitere, ganz neue Dimensionen entstehen. Was tiefer liegt, verschwindet, Wege und Grasnarben säumen die versunkenen Wiesen wie die Nähte einer Patchworkdecke. Bäume stehen einsam auf spiegelndem Grund als würden sie nirgends wurzeln. Zäune und Gatter die nutzlos aus dem Wasser ragen dienen lediglich dem Auge als Blickfang  vor den Weiten der über- schwemmten Wiesen.  
Stimmungsvoll spiegelt sich das Licht zu allen Tageszeiten auf dem Wasser; ob zur blauen Stunde vor dem Aufgang der Sonne oder bei ihrem strahlendsten Auftritt, ob mattes Novembergrau,  gleißendes Mittagslicht oder malerisches Abendrot, zu jeder Zeit wirkt die Wasserlandschaft anders, eindrucksvoll von verzaubernd bis unglaublich. 
Aus diesem Grund habe ich stets eine Kamera bei mir aber leider habe ich oft genug keine Zeit zum Innehalten, Staunen und Fotografieren. Doch an Tagen wie diesen, an denen mich in aller Frühe noch die Sterne am wolkenlose Himmel grüßen, kein Termin auf meinem Kalender steht, an so einem Morgen muß ich einfach raus; gespannt und vorfreudig wie ein Kind am Weihnachtstag denn ich weiß nie, was sich mir an Wetter und Stimmungen offenbaren wird. 
Es hatte gefroren, die Straßen und Wege  war vereist und später spürte ich frierend, daß ich die falschen Schuhe trug und auch Mütze und Handschuhe wesentlich zu meinem Wohlbefinden beigetragen hätten. Aber ich habe sie erlebt und auf der Speicherkarte gebannt : die Schönheit dieses Wintermorgens an den Ufern der Wümmewiesen . . . 



Angelika






Donnerstag, 19. November 2015

Farben für den Winter



Bevor der Winter Einzug hält möchte ich ganz unbedingt noch ein wenig herbstliche Farbenpracht aus Muttis Garten verewigen; es war doch erst vor zwei, drei Wochen das es da draußen so herrlich bunt zuging. 
In der Fülle dieser Tage fällt mir immer die Geschichte von der Maus Frederik ein, die nicht, wie die anderen Mäuse, Vorräte an Nüssen und Körnern für den Winter sammelte sondern Frederik setzte sich in die Sonne und genoß die Farbenpracht, nahm sie ganz tief in sich auf, auch die Düfte und die Wärme. Er war der Meinung, er sammelt  Farben und Düfte für den Winter denn der sei lang und grau . . . Im Winter dann, als alle Mäuse in ihrem Unterschlupf beisammen hockten und sie die Trübnis und die Kälte kaum mehr aushielten, da erzählte ihnen Frederik von den Farben und den Düften und der Wärme des Sommers und des Herbste und diese Bilder schenkten ihnen Kraft um durch-  zuhalten und den Winter zu überstehen.

Nun sind die Bäume kahl, die Früchte eingesammelt von Mensch und Tier. Müßte ich mit selbstgesammelten Vorräten den Winter überstehen dann säße ich schon Anfang Januar mit leerem Magen in meiner nicht vorhandenen Vor- ratskammer und hätte bis dahin nur Marmelade(nbrot) zu essen gehabt. Und einige Sonnenblumenkerne und vielleicht getrocknete Apfelringe. 

Bevor der Winter Einzug hält habe ich allerdings einen riesengroßen Vorrat an Farben und Düften gesammelt und Worte um sie zu beschreiben, denn der Winter ist lang und grau . . .



 Angelika






Sonntag, 15. November 2015

Still leben



Die Welt trauert. Auch in mir ist Betroffenheit und Mitgefühl angesichts dessen, was geschehen ist. Die Stille ist greifbar, das Gurgeln der Kaffeemaschine erscheint mir heute laut und unangemessen munter. Ich weiß nicht recht etwas mit mir anzufangen, stehe lange am offenen Fenster und trinke den Kaffee. Ein heftiger Wind geht ums Haus, reißt die letzten Blätter von den Bäumen und peitscht den Regen beinahe waagerecht über die Wiesen. Die feuchte Herbstluft im Gesicht tut gut, ihre Frische einzuatmen ist irgendwie tröstlich und für einige Augenblicke bin ich in Gedanken mit dem Wind unterwegs . . .  Gedenke der Toten, der vielen unbekannten Opfer der Anschläge und ganz besonders derer, die sie nun schmerzlich vermissen werden. 
Und ich denke an die Menschen, die bisher aus meinem Leben geschieden sind; einige von ihnen sind verstorben, andere haben sich entschieden ihr Leben ohne mich weiter zu leben und wieder andere habe ich selbst aus meinem Leben ausgeschlossen, verbannt . . .  als Reaktion auf  Enttäuschung oder Kränkung oder am Ende eines  schmerzlichen Ablöseprozesses. 
Gemischte Gefühle machen sich breit, ich sehe nicht selbstgefällig auf diese, von mir oder von anderen, beendeten Kapitel in meiner Biographie doch ich weiß, alles im Leben hat seine Zeit.  Was mir von ihnen geblieben ist und woran ich gerne zurück denke sind die bereichernden, schönen Begebenheiten aber es bleibt immer auch ein wenig  Wehmut und Traurigkeit . . .



Angelika






Mittwoch, 4. November 2015

Süße Früchte



Ich esse gerne Obst und ich mag Schokolade, was liegt also näher als diese beiden Genüße miteinander zu verquicken. Im Sommer, als die Hitze meine Lust auf Schokolade schon am Ladenregal zum Dahinschmelzen brachte, waren  mir die Früchte der Saison und der ganzen Welt Labsal genug.  Aber nun, mit den kühler werdenen Tagen, scheint mir ihre saftige Frische allein nicht mehr zu genügen doch ich verspüre auch noch keinen Verlangen nach Spekulatius und Lebkuchen zum Nachmittagskaffee. 
Und nun kam die Schokolade wieder ins Spiel der Gelüste, im Wasserbad geschmolzen, auf dem Stövchen warm und geschmeidig gehalten ließen sich die Obststücke an kleinen Holzspießen gerne von ihr umhüllen. Mit etwas Übung  gelang es schließlich, sie, ohne daß sie vom Spieß rutschten und nach ihnen gefischt werden mußte, ganz nach Belieben tief in die Schokolade zu tauchen. Zum Abkühlen, damit die Schokoladenhülle wieder etwas fest und knackig wurde, mußte das Obst auf dem Teller abgelegt werden und es brauchte schon etwas Geduld, abzuwarten aber der Genuß war um ein Vielfaches größer . . .  

Obst und Schokolade, für heute eine zarte Versuchung in Vollmilch, wenn es ein nächstes Mal gibt, wird es ganz sicher eine in Zartbitter sein  -                           zartbitterfruchtigsüß - wer kann dazu schon nein sagen ?



 Angelika






Sonntag, 1. November 2015

Morgenlicht



Mit dem Fotografieren ist es wie mit dem Schreiben : ich fotografiere um das Leben doppelt zu kosten;  einmal im Augenblick selbst und dann im Rückblick.
So geschehen heute in aller Frühe als das diffuse Licht dieses Morgens mich in die Wümmewiesen zog; ich wollte dabei sein wenn die Morgensonne durch den Nebel bricht. Aber sie brach nicht durch den Nebel sondern der Nebel lichtete sich, unendlich zaghaft und unbeschreiblich malerisch. Die Erhabenheit eines Sonnenaufganges fasziniert mich, mehr noch als die romantische Melancholie eines Sonnenunterganges. In der Stimmung vor dem Sonnenaufgang liegt die Hoffnung auf das Ende der Nacht, dem Ende der Dunkelheit mit all ihren Geheimnissen. Und dann, der Moment in dem die Sonne sich Bahn bricht oder einfach erscheint, auftaucht aus dem Nebel, aus den Wolken, über den Wiesen, aus dem Fluß  -  diesem Moment liegt der vielzitierte Zauber des Anfanges inne; ein neuer Tag, eine neue Möglichkeit, eine neue Herausforderung, eine neue Chance; ich kann mich diesem Zauber so garnicht entziehen, will immer und immer wieder teilhaben an der Schönheit und Erhabenheit dieses  Augenblicks.  
Und ich will ihn einfangen, nicht für die Ewigkeit aber doch für etwas länger als diesen Augenblick. Später, zuhause am PC,  sichte ich meine Beute; die meißten Bilder werden sofort gelöscht da sie nicht annäherden die Schönheit all  dessen widerspiegeln was ich gesehen habe. Aber einige Fotos haben ihn gebannt, den Zauber, die Schönheit und alles was war in diesem Augenblick . . .  Dann koste ich diesen Moment ein zweites Mal und bin ein weiteres Mal beglückt und erfüllt von der Größe dieses Naturereignisses und manchmal, so wie heute, mag ich diese Freude teilen   -  mit Dir !



 Angelika