Dienstag, 19. Juli 2016

Hochseeangeln auf der Nordsee



Manchmal ist mir nach einem Abenteuer und manchmal ergeben sich Gelegenheiten zu kleinen Abenteuern und neuen Erfahrungen scheinbar wie von selbst. So kam es, daß ich mit vor Freude hüpfendem Herzen, am Bug des Fischkutters Albatros von Bensersiel aus, in See stach. Mit mir eine kleine Gruppe entschlossener und wie mir schien, recht erfahrener Hochseeangler und Anglerinnen. Ich war mir bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewußt, daß ich neben meiner Liebe zum Meer auch Fischerinnen- Gene in mir trage aber erstmal hieß es die Hochsee und damit die Fischgründe bzw. die Makrelenschwärme zu erreichen . . . 

Bei strahlend blauem Himmel steuerte der Kapitän den Kutter durch das Dorumersieler Tief vorbei an den Nordseeinseln Baltrum und Langeoog etwa 2,5 Seemeilen auf`s offene Meer. Am Bug des Kutters erlebte ich das Auf und Ab über die Wellen der Nordsee - heißa, das hat mir gefallen, ich jauchzte vor Vergnügen wie ein Kind. Nach etwas mehr als einer Stunde stoppte die Fahrt und der Kapitän gab durch ein Tuuuten das Signal zum Angeln auswerfen. Darauf hatte alle gespannt gewartet, ruckzuck waren die Angelschnüre mit den jeweils fünf Haken im Meer versenkt. Es dauerte garnicht lange, da zappelten die ersten Makrelen an den Angelhaken und wurden an Deck gezogen. Dann ging alles noch schneller, die Fische wurden von den  Haken gelöst, mit sicherem Griff gehalten und mit einem gezielten Schlag auf den Kopf betäubt. Bei allem schaukelte der Kutter ganz ordentlich von einer auf die andere Seite, nein, eigentlich schaukelte er in alle möglichen Richtungen auf und nieder . . . sehr bald spürte ich einen Druck in der Magengegend der sich erst wieder legte als wir nach drei Stunden wieder volle Fahrt gen Heimathafen aufnahmen. 

Aber bis es soweit war wurden die Angeln immer wieder ausgeworfen; auch mir war das Anglerinnenglück hold und so zog ich meine ersten, selbstgefangenen Fische an Deck. Ich nahm sie vom Haken, hielt sie, nicht ohne die nötige Achtung vor den Geschöpfen die ich vorhatte zu töten und schlug beherzt zu. Auch das Ausnehmen der Fische, welches mir auf der Rückfahrt von einem erfahrenen Angler  gezeigt wurde, übernahm ich selbst. So brachte ich am Ende dieses Tages stolz meinen Fang nach Hause und bis zu ihrer Zubereitung in Ofen, Pfanne oder Räucherofen ruhen sie in der Tiefkühltruhe. 

Am Ende dieser Angelfahrt auf hoher See war ich um etliche  Erfahrungen reicher, auch um die Erkenntnis, daß ich in der Lage bin einen Fisch zu fangen und zu töten um ihn zu essen und ich werde in Zukunft ganz sicher mehr Respekt davor haben, daß ein Tier für meinen Genuß, sein Leben lassen mußte

Ich möchte nicht unerwähnt lassen, daß ich mich während  meiner ersten Hochseeangelfahrt auf dem Fischkutter Albatros sehr wohl und sicher gefühlt habe. Es herrschte eine freundliche Athmosphäre, dafür sorgten der Kapitän, erfahren und entspannt und sein Bootsmann, hilfsbereit und aufgeschlossen; dieser ließ es sich auch nicht nehmen den, von nah und fern angereisten Anglern, Kaffee zu servieren (besser hat mir löslicher Kaffee nie zuvor geschmeckt !)
Wer allerdings bei einer Angelfahrt gewissen Komfort erwartet, der sollte lieber eine Ausflugsfahrt zu den Inseln buchen denn ein Fischkutter ist ein faszinierender, abenteuerlicher Arbeitsplatz und kein Ausflugsdampfer. 

Angelika