Montag, 4. April 2016

Die Einsamkeit der Buche



Seit vielen Jahren fahre ich stadtein- oder stadtauswärts an einer riesigen Buche vorbei und jedes Mal blieb mir nur, sie im Vorbeifahren zu bewundern und mir vorzunehmen, irgendwann einmal anzuhalten um ein Foto von diesem prächtigen Baum zu machen. Ich stelle mir vor, wie sie einst dort wurzelte, von selbst aus einer Buchecker gekeimt oder von einem Landwirt gepflanzt, zu Zeiten, als noch die Pferdefuhrwerke von Lilienthal über das Kopfsteinpflaster Richtung Bremen holperten. Ich stelle mir vor, was dieser Baum im Laufe seiner vielen Lebensjahre bei Regen, Schnee und Sonnenschein, Hochwassern und Unwettern gesehen, erlebt und auch erlitten haben muß. Zuletzt die Baufahr- zeuge die zum Bau der neue Brücke und der Schienenlegung für die Linie 4 über die Wümme, mehrere Jahre lang im Einsatz waren . Die Buche blieb unversehrt, jedenfalls äußerlich und ich frage mich, kann die Seele eines Baumes Schaden nehmen und sich einsam fühlen . . . ?    Unter seiner großen Krone sagen sich weder Fuchs und Hase gute Nacht noch kann ich ein Vogelnest in ihrem Geäst entdecken. 
Lastwagen tagein - tagaus und bist tief in die Nacht, der Berufsverkehr  mehr oder weniger flüssig, Straßenbahnen, Reisebusse, Motorräder, alles was Räder hat donnert, rumpelt, rast, fährt oder gleitet an der Buche vorüber. 
Die Ampelanlage sorgt für Stillstand, mal für die einen dann wieder für die anderen Verkehrsteilnehmer und ich mag einfach vermuten, daß der eine oder andere dann den Baum entdeckt, vielleicht aus der Straßenbahn heraus, im Gegenlicht der aufgehenden Sonne . . .

Ich wünsche mir, die Buche, sie möge noch recht viele Jahre dort gedeihen, sich weiterhin entfalten, geduldsam ertragend, daß ihr alles über die Wurzel rollt und vielleicht doch nicht ganz so einsam wie sie mir erscheint.  

Angelika