Samstag, 10. Oktober 2015

Loslassen . . .



Auf meiner imaginären Liste der zehn Dinge die ich unbedingt einmal tun möchte steht schon ziemlich lange an allererster Stelle : einen Luftballon in den Himmel steigen lassen !
Anfänglich war dieser Wunsch sehr zurückhaltend, beinahe wie ein kleiner, liebenswerter Tick der sich ab und an einmal bemerkbar machte. Dann habe ich immer öfter daran gedacht und begonnen, mir die Einzelheiten auszumalen : Rot sollte der Luftballon sein und den Himmel dazu stellte ich mir immer blau vor !
In der vergangenen Zeit drängte sich dieses Vorhaben immer wieder und immer öfter in mein Bewußtsein und ich spürte, nun wollte dieser Wunsch nicht mehr länger aufgeschoben werden.  Heute endlich strahlte der Himmel im hellen Blau und ich konnte es kaum erwarten, den roten Luftballon im Spielzeugladen zu erstehen, heute endlich wollte ich mir diesen lange gehegten Wunsch erfüllen. Ich ließ mich nicht  vom Nordost-Wind abhalten und machte mich mit meinem Rad auf den Weg zum alten Wümmedeich, die ganze Zeit den Ballon an seiner Schnur ganz fest in der Hand haltend.


Da stand ich nun in der Oktobersonne, der Luftballon zappelte ungeduldig im Wind als ginge ihm alles nicht schnell genug . . . 
Wollte ich ihn wirklich loslassen ? Wäre es nicht viel schöner, ihn Zuhause an meinen Strandkorb oder an mein Bettpfosten anzubinden um mich an ihm zu erfreuen ?  Aber das Helium hätte sich  verflüchtigt und er wäre langsam zu Boden gesunken ohne jemals dem Himmel nahe gewesen zu sein. Nein, das wollte ich auf keinen Fall, er sollte schweben, fliegen, trudeln, gleiten und sich zu den Sternen aufschwingen . . . 

 Ich öffnete meine Hand und ließ ihn los, spürte die Schnur noch über meine Finger gleiten und im nächsten Augenblick war er auch schon hoch über mir ...
Gute Reise, roter Luftballon und
ein wunderschönes Luftballondasein !
 Wo mag er jetzt wohl sein ? Über Holland, der Nordsee oder schon in Cornwall ? Etwas in mir, hat sich mit ihm aufgeschwungen in die Lüfte und etwas in mir, ist froh, mit beiden Beinen fest auf der Erde zu stehen.
  
Meine imaginäre Wunsch-to-do-Liste ist um ein wesentliches Vorhaben kürzer, ich überlege, ob ich es nicht nochmals draufsetze  - einfach weil es das Gemüt erfreut !





Angelika