Sonntag, 15. November 2015

Still leben



Die Welt trauert. Auch in mir ist Betroffenheit und Mitgefühl angesichts dessen, was geschehen ist. Die Stille ist greifbar, das Gurgeln der Kaffeemaschine erscheint mir heute laut und unangemessen munter. Ich weiß nicht recht etwas mit mir anzufangen, stehe lange am offenen Fenster und trinke den Kaffee. Ein heftiger Wind geht ums Haus, reißt die letzten Blätter von den Bäumen und peitscht den Regen beinahe waagerecht über die Wiesen. Die feuchte Herbstluft im Gesicht tut gut, ihre Frische einzuatmen ist irgendwie tröstlich und für einige Augenblicke bin ich in Gedanken mit dem Wind unterwegs . . .  Gedenke der Toten, der vielen unbekannten Opfer der Anschläge und ganz besonders derer, die sie nun schmerzlich vermissen werden. 
Und ich denke an die Menschen, die bisher aus meinem Leben geschieden sind; einige von ihnen sind verstorben, andere haben sich entschieden ihr Leben ohne mich weiter zu leben und wieder andere habe ich selbst aus meinem Leben ausgeschlossen, verbannt . . .  als Reaktion auf  Enttäuschung oder Kränkung oder am Ende eines  schmerzlichen Ablöseprozesses. 
Gemischte Gefühle machen sich breit, ich sehe nicht selbstgefällig auf diese, von mir oder von anderen, beendeten Kapitel in meiner Biographie doch ich weiß, alles im Leben hat seine Zeit.  Was mir von ihnen geblieben ist und woran ich gerne zurück denke sind die bereichernden, schönen Begebenheiten aber es bleibt immer auch ein wenig  Wehmut und Traurigkeit . . .



Angelika